In Filmen und (gestellten) Dokus ist es immer wieder lustig anzusehen, wie Bushcrafter mit Kampfmessern und halben Macheten durch die Gegend laufen. Am besten noch in Rambo-Manier, mit Kompass, Überlebenskapsel und anderem Firlefanz. Doch braucht man das wirklich? Natürlich nicht! Was das perfekte Messer für Camping und Bushcraft wirklich können muss, zeigt unser Ratgeber.
Warum kein Kampfmesser?
Zum einen ist Kampfmesser rechtlich bedenklich, da bei vielen die Klingenlänge (von der Spitze bis zum Griffansatz des Messers) über 12 cm deutlich hinausgeht. Wer es noch nicht weiß: Wenn die Klinge über 12 cm lang ist, unterliegt das Messer dem Verbot des Führens in der Öffentlichkeit in Deutschland. Und gerade beim Bushcraften – wenn man outdoor immer wieder heimlich und unerlaubterweise übernachtet – kann man schnell in eine Kontrolle geraten. Wer dann nicht einen guten Grund nennen kann (z. B. Berufsausübung, Brauchtumspflege, Sport oder ein anderer anerkannter Zweck), läuft Gefahr, dass der Ausflug sehr teuer und auch strafrechtlich relevant wird.
Zum anderen stellt sich die Frage, welchen praktischen Nutzen ein solches, längeres Outdoor-Messer überhaupt haben sollte. Um Fische auszunehmen beispielsweise (sofern man im Besitz eines Angelscheins ist), reicht auch eine gewöhnliche Klinge von maximal 12 cm problemlos aus. Das gilt ebenso für die meisten anderen Arbeiten, die beim Bushcraften bzw. Campen anfallen.
Zwar besitzen einige Kampfmesser verschiedene Funktionen, die recht praktisch sind, doch die wenigsten brauchen diese wirklich. Ein Beispiel hierfür die alten NVA-Bajonette oder moderne Kampfmessser, die mit einer Drahtschere und einer stabilen Scheide ausgestattet sind. Zudem vermindert bei Messern mit feststehender Klinge eine stabile Scheide auch die Verletzungsgefahr.
Ebenfalls verboten sind Messer, die man mit einer Hand öffnen kann, und bei denen man zum Schließen einen Arretierungsmechanismus lösen muss. Dies betrifft übrigens auch kleinere Messer, die mit einem Daumenpin geöffnet werden. Die Arretierung sorgt hierbei für den Schutz vor Verletzungen. Verboten sind sie trotzdem in Deutschland.
Was sollte ein (legales) Outdoor-Messer können?
Für die meisten Anforderungen reicht ein vernünftiges Taschenmesser oder ein sogenanntes Rettungsmesser völlig aus. Denn wer kommt hierzulande schon in die Situation, ein Tier erlegen und zerlegen zu müssen? Auch warten hinter der nächsten Ecke kaum böse Gegner, die man mit einem Kampfmesser ausschalten muss.
Natürlich sollte das gewählte Messer eine gute Qualität aufweisen. Wichtig ist insbesondere die Verbindung vom Griff zur Klinge, hier liegt sozusagen die „Sollbruchstelle“ eines jeden Messers. Ebenfalls ausschlaggebend ist der verwendete Stahl. Hier gilt: je härter, desto besser und länger scharf! Allerdings ist härterer Stahl auch sehr spröde, sodass gerne Kerben in der Klinge entstehen. Es muss also entsprechend vorsichtig mit dem Messer umgegangen werden. Und natürlich sollte das Messer bzw. dessen Klinge rostfrei sein.
Apropos „rostfrei“: Diese Auszeichnung kennen viele sicherlich noch aus früheren Werbespots für Küchenmesser aus Solingen. Heutzutage umfasst der Begriff „Messer aus Solingen“ aber längst nicht mehr nur Küchenmesser, sondern auch hochwertige Jagd- und Outdoor-Messer!
Die grundsätzlichen Fragen, die man sich beim Messerkauf immer stellen sollte, sind:
- Liegt es gut in der Hand?
- Wie schwer ist es?
- Kann ich es im Ernstfall schnell öffnen und klappt es nicht zu schnell wieder ein?
- Rutscht mir der Griff nicht aus der Hand, wenn er feucht ist?
- Und die wichtigste Frage: Was will ich alles mit dem Messer machen?
Am häufigsten verwendet werden Outdoor-Messer, um Hölzer, Schnüre und gelegentlich auch Stoffe zu schneiden. Je nach Anforderung kommt noch das Ausnehmen von Fischen hinzu. Wichtig ist also, dass die Klinge lange scharf bleibt und rostfrei ist. Eine Sägezahnung auf dem Messerrücken mag zwar toll aussehen, doch solange die Zähne nicht dauerhaft scharf sind, macht sie recht wenig Sinn. Merke: Zum Sägen von Holz gibt es bessere Tools als ein einfaches Messer, z. B. Klappsägen oder praktische, zusammenrollbare Drahtsägen. So günstig diese auch sein mögen – sie sägen Äste meist wesentlich besser ab als jedes Messer.