Ein gebrauchtes Wohnmobil kaufen: Darauf ist zu achten

In den vergangenen Jahren wuchs der Markt für gebrauchte Reisemobile beständig. Rund 30.000 Fahrzeuge wechseln jährlich ihre Besitzer. Egal, ob Kastenwagen oder Integrierter – die Wertstabilität einer „Ferienwohnung auf Rädern“ ist ungleich höher als die eines Pkw, gute Pflege natürlich vorausgesetzt. Ist endlich der Wohnmobilführerschein da, kann es vielen Fans nicht schnell genug gehen, ihr eigenes Reisemobil zu erwerben.

Wie beim Erwerb anderer Gebrauchtfahrzeuge auch, empfiehlt es sich jedoch für Laien unbedingt, einen Sachverständigen zu Rate zu ziehen oder das Objekt der Begierde in einer Fachwerkstatt unter die Lupe zu nehmen. Die Kosten für eine sachverständige Überprüfung eines gebrauchten Wohnmobils liegen bei rund 150-200 Euro. Gut angelegtes Geld, um sich vor einem Fehlkauf zu schützen. Sollte der Vorbesitzer einer solchen Prüfung nicht zustimmen, ist doppelte Vorsicht geboten.

Das können Sie selbst prüfen

Trotz Prüfung können Sie jedoch schon einmal eine Vorauswahl treffen, sofern Sie wissen, worauf bei der Besichtigung zu achten ist. Genau dieses Wissen möchten wir hier vermitteln.

Grundsätzlich gilt: Viel beschriebenes und bedrucktes Papier kann beim Kauf eines Gebrauchten durchaus nützlich sein. Rechnungen und Prüfberichte sagen oft mehr als tausend Worte. Und ohne Probefahrt geht ohnehin nichts. Ein lückenloses Scheckheft sagt viel, aber nicht alles. Kilometerstände und Lebensalter taugen zu stundenlangen Debatten, die nicht immer zielführend sein müssen. Denn ein zwei Jahre altes Wohnmobil, das als Mietfahrzeug unterwegs war, sollte anders betrachtet werden als ein zehn Jahre altes Fahrzeug aus erster Seniorenhand mit gleicher Laufleistung.

Letztlich entscheiden dürfte wohl stets der Gesamteindruck eines Fahrzeugs – und natürlich der Preis. Ein alltagstaugliches Reisemobil, das stets ganzjährig genutzt wurde, weist erfahrungsgemäß andere Macken auf als ein hauptsächlich für den längeren Sommerurlaub und für Wochenenden gebrauchtes Fahrzeug. Bei Letzterem sollte ein Augenmerk auf sogenannten Standschäden liegen, bei viel genutzten Fahrzeugen ist eher auf Verschleißerscheinungen zu achten. Standschäden können „standplatte“ Reifen ebenso sein wie Rost an den Bremsscheiben oder diverse Undichtigkeiten im Aufbau. Fahrzeug- und Bordbatterie sind einen genauen Blick wert. Mitunter verraten auch Kupplungs- und Gaspedal mehr als der Tachometerstand.

siehe passend dazu:  Die verschiedenen Wohnmobil-Typen (Ratgeber)

Vorsicht vor Wasserschäden!

Die größten Schwachpunkte von Reisemobilen sind all die Stellen, wo Wasser eindringen kann. Bei vielen Teilintegrierten und Alkoven-Modellen sollte penibel auf den Übergang zwischen dem Blech des Fahrerhauses und dem Kunststoff der Wohnkabine geachtet werden. Markante andere Stellen, an denen Feuchtigkeit eindringen kann, sind alle Fenster (auch auf dem Dach!), Türen und die Übergänge zwischen einzelnen Fahrzeugteilen.

Ein sicheres Indiz für einen Wasserschaden: Gibt auf Daumendruck der Kunststoff irgendwo nach, ist er an dieser Stelle schadhaft. Dann heißt es besser: Finger weg! Reparaturen an der Kunststoff-Außenhaut können den Zeitwert eines gebrauchten Reisemobils schnell übersteigen.

Bei Kastenwagen, Campingbussen und Teilintegrierten – vor allem aber bei Individualausbauten – ist die Fahndung nach Roststellen besonders wichtig. Unterboden, Auspuffanlage, Radläufe und sämtliche Kanten sollten sorgfältig in Augenschein genommen werden.

Im Inneren eines Wohnmobils bedürfen vor allem Küche und Bad besonderer Aufmerksamkeit. Im gesamten Innenraum ist eindringende Feuchtigkeit das größte Problem. Stockflecken oder gerissene Dichtungen an den Fenstern sind Alarmzeichen. Überall dort, wo sichtbar nachlackiert wurde, ist eine Nachfrage beim Vorbesitzer angebracht. Der Fachmann wird einen Feuchtigkeitsprüfer nutzen, um seine Schlüsse zu ziehen.

Im Innenraum sollten alle Geräte ausprobiert werden. Sie neigen sowohl bei permanenter Beanspruchung zu Fehlfunktionen, können aber auch bei Nichtgebrauch Standschäden aufweisen. Mit Flüssiggas betriebene Heizungen, die Kochstellen und der Kühlschrank sollten einwandfrei funktionieren. Eine aktuelle Gas-Prüfbescheinigung sollte vorliegen. Neuer TÜV ist selbstverständlich für seriöse Verkäufer.

Ohne Funktionsprüfung von Dusche und Toilette sollte ebenfalls kein Fahrzeug gebraucht erworben werden. Auf die Dichtheit von Wasser- und Abwassertank Obacht zu geben kann ebenso wenig schaden wie eine Liegeprobe auf den Schlafgelegenheiten. Selbstverständlich sollten auch Klimaanlage (oder Gebläse), Beleuchtung, Zentralverriegelung, Radio und/oder TV inkl. SAT-Anlage einwandfrei funktionieren. Alle außen liegenden Klappen müssen verschließbar sein. Der Kasten, wo die Flüssiggasflaschen untergebracht sind, ist penibel auf Rost zu prüfen.

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Redaktionsleitung

Kai ist die Leitung der Redaktion von Campingkultur.net. Er korrigiert und lektoriert zusammen mit Jenny sämtliche angelieferten Texte, bevor sie veröffentlicht werden. Kai liebt es, sich im Freien aufzuhalten. Zelten, Wandern, draußen sein ist seine Devise. Egal ob im Ruhrgebiet oder im tiefsten Dänemark. Hauptsache unterwegs in der Natur ist das Motto von Kai. Auch wenn er den Wohnwagen liebt, so zeltet er doch in der warmen Jahreszeit besonders gerne. Begleitet von seiner Frau Eva und den bereits erwachsenen Kindern testet er gerne neue Produkte. Hinweis: diese Box zeigt, wer den Text korrigiert, lektoriert und für die Veröffentlichung aufbereitet hat. Es muss sich nicht zwingend um den Autor handeln.

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