Pilgern im Zeichen der Muschel – der Jakobsweg

Alle Straße führen nicht nur nach Rom, sondern auch nach Santiago de Compostela in Nordwest-Spanien, und zwar auf dem Jakobsweg, der immer durch eine offene Jakobsmuschel gekennzeichnet ist. Dabei wäre die Bezeichnung „Jakobswege“ eigentlich richtiger, haben die Wege doch in ganz Europa verschiedene Ausgangspunkte.

Der Hauptweg, der „Camino francés“, führt durch die Pyrenäen bis nach Santiago de Compostela, aber noch weiter bis zum „Cap Finisterre“, einst das „Ende der Welt“, am Atlantik. Doch das wichtigste Ziel ist das Jakobusgrab in der Kathedrale von Santigao, und zwar deshalb, war die Stadt doch im Mittelalter neben Rom und Jerusalem ein Hauptort für christliche Pilger.

Die Zahl der Pilger steigt

Noch 1987, als der Europarat den spanischen Teil des Jakobsweges zum Europäischen Kulturweg ernannte, zählte man etwa 5.000 Pilger jährlich, 1995 stieg die Zahl auf 20.000, und 2006 bereits 100.000 – und die Zahl der Pilger steigt immer weiter. Sie liegt mittlerweile bei rund 500.000 pro Jahr. Dabei beruhen diese Zahlen nur auf den offiziell registrierten Pilgern, die durch ihre Stempel belegen konnten, die letzten 100 Kilometer auch tatsächlich zu Fuß zurückgelegt zu haben. Es zählen allerdings auch Radfahrer auf dem Jakobsweg und Reiter.

Die christliche Symbolik

Alle Jakobswege führen von Ost nach West – und dies ist kein Zufall. Der gesamte Jakobsweg ist geprägt durch christliche Symbolik. Im Osten geht die Sonne auf, damit sind der Osten und der Sonnenaufgang das Symbol für das Entstehen, für Geburt, für neues Leben. Der Sonnenuntergang im Westen dagegen ist das Symbol für das Ende, für den Tod und das Sterben. Die Ost-West-Ausrichtung gibt es auch in deutschen Kirchen, wo immer der Chorraum nach Osten zeigt. Dort beginnt ist das Leben. Nach Westen ausgerichtet, ist der Haupteingang das Symbol der Bewegung vom Tod ins Leben.

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Am Ende der Welt

Von Santiago aus führt der Weg weiter nach Finisterre an das „Ende der Welt“. Die Galicier nennen das Cap Finisterre „Costa da morte“ (die Todesküste). Weiter westlich geht es nicht mehr, ohne auf einem Schiff das Meer zu überqueren. Das Meer, das Wasser allen Ursprungs, es verschlingt das Leben, schenkt aber auch wieder neues.

Der Jakobsweg ist alles andere als ein Spaziergang!

Der spanische Teil des Jakobswegs beginnt in „Puenta de la Reina“, wo fast alle Pilgerwege in die Pilgerstraße Camino francés münden. Der mit der Muschel gekennzeichnete Weg führt durch den gesamten Norden Spaniens und beinhaltet nicht immer einfaches Gelände. Steile Anstiege, vom Wind leergefegte Hochebenen und dunkle Täler muss der Pilger bewältigen. Es ist alles andere als ein Spaziergang. Doch bei den meisten Pilgern versetzt der Glaube Berge.

In Aufzeichnungen aus dem 12. Jahrhundert kann man nachlesen, dass der Jakobsweg ein „heißes Pflaster“ war. Das Wandern war sehr gefährlich: Sie wurden von den Wirten der diversen Gasthäuser ausgenommen, Straßenräuber fast hinter jeder Ecke und in jeder Stadt und jedem Dorf musste man sich den Angeboten der Prostituierten erwehren. Und nicht wenige Pilger verstarben aufgrund von Krankheiten oder Mord. Die hat sich – Gott sei Dank – geändert.

Der Pilgerausweis

Der Jakobsweg ist mit Abstand der Pilgerweg Nummer Eins. Und das Wichtigste ist für Wanderer der Pilgerausweis! Er ist Voraussetzung für die Übernachtungen in den Pilgerhospizen, die direkt am Weg liegen. Man muss sich den Ausweis bereits in Deutschland bei einer Jakobus-Pilger-Gesellschaft besorgen. In den Hospizen wird der Ausweis dann abgestempelt. Nur der Pilger, der am Ende des Wegs in Santiago de Compostela seinen korrekt abgestempelten Pilgerausweis vorlegen kann, bekommt auch die heiß begehrte Pilgerurkunde.

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Die Hospize

Die Pilgerhospize sind sehr unterschiedlich: Vom Schlafen im Schlafsack auf hartem Steinboden über die gefürchteten Matratzenlager bis zu komfortablen Mehrbettzimmern gibt es alles. Die sanitären Anlagen sind in der Regel nicht besonders luxuriös, aber es reicht. Die Übernachtungen in den Hospizen sind meist kostenlos, eine Spende wird natürlich immer gerne angenommen.

Wer nicht alleine pilgern möchte, kann geführte Gruppenwanderungen bei der deutschen Jakobus-Pilger-Gesellschaft buchen. Der moderne Pilger von heute sucht sich seine Wandergefährten jedoch oft in Internetforen und Gruppen.

 

Redaktionsleitung

Kai ist die Leitung der Redaktion von Campingkultur.net. Er korrigiert und lektoriert zusammen mit Jenny sämtliche angelieferten Texte, bevor sie veröffentlicht werden. Kai liebt es, sich im Freien aufzuhalten. Zelten, Wandern, draußen sein ist seine Devise. Egal ob im Ruhrgebiet oder im tiefsten Dänemark. Hauptsache unterwegs in der Natur ist das Motto von Kai. Auch wenn er den Wohnwagen liebt, so zeltet er doch in der warmen Jahreszeit besonders gerne. Begleitet von seiner Frau Eva und den bereits erwachsenen Kindern testet er gerne neue Produkte. Hinweis: diese Box zeigt, wer den Text korrigiert, lektoriert und für die Veröffentlichung aufbereitet hat. Es muss sich nicht zwingend um den Autor handeln.

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