Campingurlaub für Menschen mit Handicap

Bei der Planung eines Urlaubs mit einem Handicap (Behinderung) musst du immer viele verschiedene Aspekte berücksichtigen. Und obwohl viele Reiseziele und -möglichkeiten mittlerweile immer inklusiver und barrierefreier werden, ist die Planung und Durchführung trotzdem nicht immer einfach. Vielleicht möchtest du in diesem Jahr auch einfach mal etwas anderes ausprobieren, wenn die Schwierigkeiten beim Fliegen und die unzureichende Unterbringung im Ausland in der Vergangenheit für dich eine Belastung waren? Und was wäre da besser als die eigene nähere Umgebung zu erkunden – unabhängig, spontan und ohne Verpflichtungen.

In diesem Artikel erfährst du, welche Möglichkeiten es für einen Campingurlaub mit einem Handicap gibt und wie du dein Fahrzeug oder deine Ausrüstung bei Bedarf anpassen kannst, um das Beste aus deinem Urlaub zu machen.

Die Freiheiten des Campings

Camping, Caravaning und Wohnmobile sind für gehandicapte Menschen mit unterschiedlichen körperlichen und nicht-körperlichen Beeinträchtigungen die ideale Möglichkeit, ihre Freizeit in der freien Natur zu verbringen. Sie ermöglichen es ihnen außerdem, ein ähnliches Maß an Unabhängigkeit wie zuhause zu bewahren, was in anderen Urlaubsunterkünften schwieriger und weniger vorhersehbar sein kann. Viele Campingplätze und Campinganlagen sind für Rollstuhlfahrer und Menschen mit anderen Mobilitätseinschränkungen eingerichtet und bieten barrierefreie Duschen und Toiletten mit entsprechendem Zugang und ebenen Wegen, sowie geeignete Parkplätze für behindertengerechte Fahrzeuge. Wer von bereits erlebten Erfahrungen profitieren möchte, findet hier eine Schnellsuche für besonders tolle barrierefreie Campingplätze. Im Ausland oder bei auf der Seite nicht registrierten Plätzen hilft es obendrein, sich die Angebote und die in der Nähe befindlichen Bereiche anzuschauen – sie geben meist bereits einen guten Indikator darüber, ob das Gelände beispielsweise rollstuhlgerecht ist.

Worauf sollte bei der Planung geachtet werden?

Bevor du beginnst, solltest du eine detaillierte Liste deiner persönlichen Erwartungen, Bedürfnisse und Wünsche für ein angenehmes Campingerlebnis erstellen. Deine persönlichen Vorlieben und dein Budget helfen dir auch dabei, das richtige Produkt oder die richtige Modifikation für dich zu finden. Dies kann hilfreich sein, um die verschiedenen Campingoptionen durchzugehen und diejenigen zu finden, die am besten zu deinen Lebensumständen passen. Setze dich auch mit den allgemeinen „Grundregeln“ auseinander – und vermeide typische Fehler, indem du dich gut vorbereitest!

Oft bieten Campingplätze spezielle Bungalows oder Hütten an, die unterm Strich etwas einfacher zu handhaben sind als mobile Unterkünfte – was aber nicht bedeutet, dass sie nicht ebenso genutzt werden können. Für größere Zelte beispielsweise gibt es viele verschiedene Möglichkeiten der Abstützung, und aufblasbare oder gelenkige Stangensysteme können für manche eine gute Option sein. Achte auf Zelte mit breiteren Türen, um den Zugang zu erleichtern, und auf Zeltböden, die flach in Türöffnungen liegen können, um Stolperfallen zu vermeiden und bei Bedarf einen einfachen Zugang zu ermöglichen. Worauf du allerdings unbedingt achten solltest, sind die Zugänglichkeit zu den Sanitäranlagen.

Funktionieren Camper und Wohnwagen?

Viele der wichtigen Dinge, die Camper mit Handicap beim Kauf eines Wohnwagens beachten müssen, sind die gleichen wie für jeden anderen Caravan. Erstens müssen Wohnwagen und Zugfahrzeug vom Gewicht her aufeinander abgestimmt sein und das Fahrzeug muss genügend Leistung für ein sicheres Ziehen haben. Außerdem musst du  sicherstellen, dass Ihr Führerschein das Ziehen der jeweiligen Kombination aus Auto und Wohnwagen zulässt, und du musst eine Bestätigung deines Versicherers haben, dass du für das Ziehen versichert bist.

Beliebte Anpassungen des Wohnwagens sind die Verbreiterung der Türöffnungen und der Einbau einer Rampe oder eines elektrischen Hebezeugs. Wohnwagen können auch so umgebaut werden, dass sie beispielsweise einen barrierefreien Waschraum erhalten. Möglicherweise benötigst du während des Campings Zugang zum Stromnetz – über einen Stromanschluss vor Ort – für einige lebenswichtige Geräte wie elektrische Rollstuhlbatterien oder Atemhilfen. Vergewissere dich bei der Buchung, dass ein Stromanschluss vorhanden ist, und überlege, wie du vorgehen würdest, wenn er ausfallen sollte.

Ein Wohnmobil, ob groß oder klein, kann eine großartige Urlaubsunterkunft für Camper mit Handicap sein. Viele Wohnmobile können mit einer zusätzlichen Freizeitbatterie ausgestattet werden, die längere Aufenthalte ohne Stromanschluss ermöglicht und eine Notstromquelle darstellt, wenn du auf bestimmte Geräte angewiesen bist. Alternativ können auf dem Dach montierte Solarzellen die Batterie während deines Aufenthalts aufladen. Umfassende Anpassungen für die Nutzung von Mobilitätshilfen und die Lagerung können allerdings recht kostspielig sein. Außerdem verringert jedes Gewicht, das am Fahrgestell oder am Aufbau des Wohnmobils befestigt wird, die Nutzlast um den gleichen Betrag. Ein weiterer Faktor, den es zu berücksichtigen gilt, sind die Anpassungen an die Bedürfnisse des Fahrers, wie z. B. die Anpassung der Steuerung und der Zugang zum Fahrzeug. Ein größeres Wohnmobil ist oft die einzige Wahl für umfangreiche Anpassungen, so dass du prüfen musst, ob deine Führerscheinklassen dich zum Fahren des Wohnmobils berechtigen.

Auch hier lohnt es sich, vor dem Besuch von Anpassungsspezialisten oder -anbietern eine Liste mit deinen wesentlichen und wünschenswerten Anforderungen zu erstellen.

Und was ist mit Freizeitgestaltungen?

Was die meisten von uns am Camping so lieben, ist die Nähe zur Natur, den Abstand zur (gefestigten) Zivilisation und die Zurückgezogenheit. Das Besinnen aufs Wesentliche kann uns schnell und effektiv erden und uns von unserem normalen Alltag befreien und entspannen. Um das Meiste aus deinem Campingurlaub machen zu können, informiere dich daher im Vorne herein über die umliegende Natur und angebotenen Erlebnisse. Sind die Wanderwege barrierefrei? Wie sind die Landschaften? Gibt es zur Not Transfers wie Shuttles zu Sehenswürdigkeiten? Suche, wonach du Lust hast. Auch strandnahe oder direkt an Seen gelegene Campingplätze bieten barrierefreie Bereiche, ebenso wie solche näher an Städten.

Redaktionsleitung

Kai ist die Leitung der Redaktion von Campingkultur.net. Er korrigiert und lektoriert zusammen mit Jenny sämtliche angelieferten Texte, bevor sie veröffentlicht werden. Kai liebt es, sich im Freien aufzuhalten. Zelten, Wandern, draußen sein ist seine Devise. Egal ob im Ruhrgebiet oder im tiefsten Dänemark. Hauptsache unterwegs in der Natur ist das Motto von Kai. Auch wenn er den Wohnwagen liebt, so zeltet er doch in der warmen Jahreszeit besonders gerne. Begleitet von seiner Frau Eva und den bereits erwachsenen Kindern testet er gerne neue Produkte. Hinweis: diese Box zeigt, wer den Text korrigiert, lektoriert und für die Veröffentlichung aufbereitet hat. Es muss sich nicht zwingend um den Autor handeln.

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